Feuchteschäden an Gebäuden, Bauwerksabdichtung

Feuchteschäden an Gebäuden, Bauwerksabdichtung Feuchteschäden durch fehlerhafte Bauwerksabdichtungen

Feuchteschäden aufgrund fehlerhafter Bauwerksabdichtungen bilden eine der größten Schadensgruppe für Schäden an Gebäuden. Erdberührte und unterkellerte Bauteile, Gebäudesockel und Flachdächer gehören zu den am häufigsten betroffenen Bauteilen. Die durch nachträgliche Beseitigung der Ursachen aus undichten Bauwerksabdichtungen ausgelösten Kosten, übersteigen sehr häufig die Herstellkosten der Bausubstanz.

 
Abb. 1: Wassereintritt an der Deckenuntersicht einer Tiefgarage.

Feuchteschäden an erdberührten Bauteilen

Unsere gutachterlichen Erfahrungen zeigen, dass die Hauptschadensursachen auf Planungsfehler bzw. handwerkliche Ausführungsfehler - oder einer Kombination aus beidem zurückzuführen sind. Dabei ist festzustellen, dass handwerkliche Ausführungsfehler nicht vermeidbar sind, jedoch nach den Erfahrungen des Verfassers bei sachkundiger Planung, Ausschreibung und Überwachung (Qualitätskontrolle) der Abdichtungsarbeiten deutlich reduziert werden können.

Häufige Planungs- und Überwachungsfehler (erdberührte Bauteile) Häufige Fehler der Firmen (erdberührte Bauteile)
Verzicht auf Baugrundgutachten, Grundlagenermittlung fehlt Ausführung der Abdichtungsarbeiten ohne Planung, bzw. Leistungsverzeichnis
Der Bemessungswasserstand ist unbekannt und wird "angenommen" Verzicht auf Bedenkenanmeldung wegen fehlender oder unzureichender Detailplanung
Die Detailplanung für Abdichtung fehlt, bzw. ist fehlerhaft, fehlende Sachkunde Fehlende oder unzureichende Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, fehlende Sachkunde
Die Leistungsbeschreibung fehlt, bzw. ist fehlerhaft, fehlende Sachkunde Fehlende oder unzureichende Qualitätssicherung an der Baustelle, fehlende Sachkunde
Wesentliche Regelwerke und allgemein anerkannte Regeln der Technik sind unbekannt oder nur in Teilen bekannt, fehlende Sachkunde Nichtbeachtung der Herstellerhinweise und Ausführungsrichtlinien
Fehlende oder unzureichende Qualitätskontrolle der Ausführung durch sachkundige Person Fehlende oder unzureichende Prüfung der Vorleistungen, fehlende Sachkunde
Bausachverständiger Rosenheim Traunstein Feuchteschäden

 
Abb. 2: Mangelhafte Bauwerksabichtung.

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Abb. 3: Feuchtschaden im Treppenhaus an der Außenwand.

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Abb. 4: Wasser im Warmdachaufbau. Flachdachanschlüsse mangelhaft.

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Abb. 5: Überprüfung der Trockenschichtdicke, KMB.

Fehlende Sachkunde bei Planern und Ausführenden sind die häufigsten Ursachen für Feuchteschäden an Gebäuden. Dies gilt in besonderem Maße für Bauvorhaben, bei denen auf die unabhängige, baubegleitende Qualitätskontrolle durch Personen mit besonderer Sachkunde verzichtet wurde.

Wesentliche Normen für Bauwerksabdichtungen

Normenreihe 18531 - 18535 (Gültig ab 2017 - 07):

DIN 18195
Abdichtung von Bauwerken – Begriffe (Terminologie-Norm für alle Abdichtungsnormen)
DIN 18531
Abdichtung von Dächern sowie Balkonen, Loggien und Laubengängen (nicht genutzte und genutzte Dächer)
DIN 18532
Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton
DIN 18533
Abdichtung von erdberührten Bauteilen
DIN 18534
Abdichtung von Innenräumen
DIN 18535
Abdichtung von Behältern und Becken

Wesentliche Normen für Bauwerksabdichtungen (Normenreihe DIN 18195 zurückgezogene 2017 - 07)

Bauwerksabdichtungen wurden bis 2017--07 in der Normenreihe der DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ geregelt. Die Normenreihe bestand aus insgesamt 10 Teilen:

Teil 1:
Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der Abdichtungsarten, 2011-12
Teil 2:
Stoffe, 2009-04
Teil 3:
Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe, 2011-12
Teil 4:
Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden, Be- messung und Ausführung, 2011-12
Teil 5:
Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und in Nassräumen, Bemessung und Ausführung, 2011-12
Teil 6:
Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser, Bemessung und Ausführung, 2011-12
Teil 7:
Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser, Bemessung und Ausführung, 2011-12
Teil 8:
Abdichtungen über Bewegungsfugen Teil 9: Durchdringungen, Übergänge, Abschlüsse, 2011-12
Teil 9:
Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse, 2010-05
Teil 10:
Schutzschichten und Schutzmaßnahmen, 2011-12
Beiblatt 1,
Beispiele für die Anordnung der Abdichtung, 2011-03
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Abb. 6: Undichte Bauwerksfuge, befahrenes Parkdeck. Wasserdurchtritt und Korrosion der Bewehrung.

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Abb. 7: Feuchteschaden und Schimmelbildung an der Außenwand.

Bemessungswasserstand und Arten der Bauwerksabdichtung:

Definition Bemessungswasserstand:
„Der höchste innerhalb der planmäßigen Nutzungsdauer zu erwartende Grundwasser-, Schichtenwasser- oder Hochwasserstand unter Berücksichtigung langjähriger Beobachtungen und zu erwartender zukünftiger Gegebenheiten: Der höchste planmäßige Wasserstand“

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Abb. 8: Wassereintritt in der Aufzugsunterfahrt, weisse Wanne, Boden-/Wandanschluss ohne Arbeitsfugenband.

Die in der DIN 18195 beschriebenen Abdichtungsarten für erdberührte Bauteile (für Außenwände), werden hinsichtlich des Widerstandes gegen Wasserbeanspruchung (Lastfälle) wie folgt unterschieden

  • Bodenfeuchte und nichtstauendes Sickerwasser, Abb. 9, (Abdichtung nach DIN 18195-4)
  • Aufstauendes Sickerwasser, Abb. 10, mäßige Beanspruchung (Abdichtung nach DIN 18195-6)
  • Drückendes Wasser, Abb. 11, hohe Beanspruchung (Abdichtung nach DIN 18195-6)

Die in der DIN 18195-Teil 5 beschriebene Wasserbeanspruchung „nichtdrückendes Wasser“ gilt nur für horizontale und geneigte Deckenflächen im Freien und im Erdreich, sowie für Bodenflächen in Nassräumen.

Für die Alternative, wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton "weiße Wane", werden in der WU-Richtlinie des DAfStb "Beanspruchungsklassen", in Anlehnung an die DIN 18195 definiert:

  • Beanspruchungsklasse 1 (drückendes Wasser und nichtdrückendes Wasser und zeitweise aufstauendes Sickerwasser) und die
  • Beanspruchungsklasse 2 (Bodenfeuchte und nichtstauendes Sickerwasser)
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Abb. 12: Sockelabeschichtung fehlt, Betonabplatzungen, chloridinduzierte Bewehrungskorrosion.

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Abb. 13: Putzabplatzungen im Sockelbereich, Sockelabdichtung fehlt.

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Abb. 14: Putzabplatzungen oberhalb des Fliesensockels an der Außenwand, die Horizontalsperre im Mauerwerk fehlt.

Wasserbeanspruchungen (Lastfälle) nach DIN 18195

Hinsichtlich der Intensität der Beanspruchung wird zwischen Bauwerken unterschieden, bei denen Wasser einen „hohen hydrostatischen“ Druck ausübt – und solchen Bauwerken, auf die das Wasser einen geringen hydrostatischen Druck ausübt. Danach wird unterschieden ob,

  • das Bauwerk ganz oder teilweise in das Grundwasser eintaucht (Abb. 9 und Abb. 10)
  • das Bauwerk (die Gründungsebene) oberhalb des Bemessungswasserstandes liegt (Abb. 11).

Je nach Art und Aufgabe der Abdichtung, ihrem Schutzziel sowie der Größe der auf die Abdichtung einwirkenden Beanspruchungen durch Verkehr, Temperatur und Wasser, wird dabei für Bauwerksabdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen (DIN 18195-5) zwischen „mässig“ und „hoch“ beanspruchten Flächen unterschieden.

Zu den mäßig beanspruchten Flächen zählen:

  • Balkone und ähnliche Flächen
  • unmittelbar spritzwasserbelastete Fußboden- und Wandflächen in Nassräumen – soweit sie nicht durch andere Maßnahmen, deren Eignung nachzuweisen ist, hinreichend gegen eindringende Feuchtigkeit geschützt sind.

Zu den hoch beanspruchten Flächen zählen:

  • Dachterrassen, intensiv begrünte Flächen, Parkdecks, Hofkellerdecken und Durchfahren, erdüberschüttete Decken
  • durch Brauch- oder Reinigungswasser stark beanspruchte Fußboden- und Wandflächen in Nassräumen wie Umgänge in Schwimmbädern, öffentliche Duschen, gewerbliche Küchen u.a. gewerbliche Nutzungen (z.B. Bäckereibetriebe, Schlachthöfe, Molkereien usw.).
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Abb. 15: Totalschaden im Untergeschoss, die Bauwerksabdichtung fehlt.

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Abb. 16: Massiver Schimmelbefall an der Außenwandecke.

Vor Planungsbeginn müssen deshalb Kenntnisse über die Bodenart, die Geländeform und der Bemessungswasserstand am Bauwerkstandort vorliegen. Der Verzicht auf die Einholung eines Baugrundgutachtens zur Klärung der geotechnischen Verhältnisse ist leichtsinnig. Das Jahrhunderthochwasser 2006 im Landkreis Rosenheim, sorgte leider nur kurzzeitig für eine erhöhte Aufmerksamkeit bei Planern und Ausführenden. Fehlt ein Baugrundgutachten oder gesicherte Erkenntnisse zu den geotechnischen Bodenverhältnissen und dem Bemessungswasserstand, werden für die folgenden Planungsleistungen oft leichtsinnige Annahmen getroffen. Der Grundsatz, dass ohne Kenntnisse zum Baugrund vom Lastfall "drückendes Wasser" auszugehen ist und entsprechende Abdichtungsmaßnahmen „geplant“ werden müssen, wird erstaunlich oft vernachlässigt.

Abdichtungen müssen „geplant“ werden.